Was läuft 2024 auf der Berlinale?

Auch in diesem Jahr gibt es wieder einige indische Produktionen auf der Berlinale. Darunter sind auch einige bekannte Namen zu finden wie Manoj Bajpayee (KILLER SOUP, THE FAMILY MAN), der mit seinem Co-Star Deepak Dobriyal (TANU WEDS MANU, KAAMYAAB) anreisen soll und neben Tillotama Shome (DELHI CRIME 2, DIE SCHNEIDERIN DER TRÄUME) in Raam Reddys THE FABLE uzu sehen sein wird. Zwei Regisseure könnten von indischen Festivals auch bereits ein Begriff sein: P.S. Vinothrajs preisgekrönter Film KOOZHANGAL (PEBBLES) lief nämlich unter anderem bei der IndoGerman Filmweek und ist inzwischen auf SonyLIV zu finden. Auf der Berlinale ist er mit KOTTUKKAALI vertreten. Mit LOVE & SHUKLA konnte Siddartha Jatla beim Indischen Filmfestival Stuttgart punkten und sein neuer Film heißt IN THE BELLY OF THE TIGER. Wer vom jeweiligen Team für die Berlinale anreisen soll, kann man nun unserem Überblick entnehmen, ebenso wie die Termine, an denen die Filme laufen sollen. Tickets kann man immer jeweils drei Tage vor dem Screening ab 10 Uhr morgens kaufen.

Titelbild: Anna Ben in KOTTUKKAALI | Copyright: © Sivakarthikeyan productions

ANAAR DAANA (Sour Candy | Saure Bonbons)

Generation Kplus | Weltpremiere | Kurzfilm

von Nishi Dugar | mit Veda Agrawal, Manav Hinduja, Lavya Jain, Manjari Saxena, Suryakanta Bothra

Guddal, eine temperamentvolle Fünfjährige, isst am liebsten Anaar Daana – saure Bonbons. Sie lebt mit ihrem jüngeren Bruder Laddoo und ihrer älteren Schwester Chinu in einem Haus, das ihre Familie seit Generationen bewohnt. In Abwesenheit ihrer Eltern kümmert sich ein Kindermädchen um sie – und muss oft schimpfen, wenn Guddal und Laddoo wieder einmal Unfug angestellt haben. Eines Tages sorgt ein trauriges Ereignis für einen plötzlichen Stimmungsumschwung. Guddal ist verwirrt: Fremde und unerwünschte Gäste strömen in das Haus, ihre idyllische Welt wird erschüttert. Als Coming-of-Age-Erzählung erkundet Anaar Daana das Wesen der Kindheit inmitten der dunkelsten Momente des Lebens.

Soll anreisen: Regisseurin & Produzentin Nishi Dugar

Termine

THE FABLE

Encounters | Weltpremiere

von Raam Reddy | mit Manoj Bajpayee, Priyanka Bose, Deepak Dobriyal, Tillotama Shome, Hiral Sidhu

Frühling 1989. Hoch oben im indischen Himalaja, wo die Vögel tief fliegen, um sich nicht in den Wolken zu verirren, besitzt Dev ein ausgedehntes Anwesen mit mehreren Obstplantagen. Mit seiner Familie bewohnt der freundliche und ausgeglichene Mann ein Haus im Kolonialstil. Einen großen Teil seiner Zeit verbringt er damit, menschengroße Flügel zu bauen, die er in den Morgenstunden anlegt, um damit kleine Rundflüge über die Plantagen zu unternehmen. Eines Tages entdeckt er auf einem Gang über das Gelände einen einzelnen verbrannten Apfelbaum. Kurze Zeit später sind es schon mehrere. Dev und sein Vorarbeiter nehmen die Arbeiter*innen auf den Plantagen unter Beobachtung, was für Unruhe sorgt. Eine Gruppe Nomad*innen gerät unter Verdacht und ein korrupter Polizist mischt sich ein, während ein Trupp loyaler Männer nachts vor dem Anwesen Wache hält. Trotz aller Maßnahmen bricht eine Woche später ein großes Feuer aus, das einen ganzen Berghang mit Bäumen verschlingt. Auf der Suche nach Schuldigen greift Dev auch zu Waffengewalt. Das langsame Abbrennen der Plantagen zwingt ihn, der Wahrheit über sich selbst und seine Familie ins Auge zu sehen.

Sollen anreisen: Regisseur Reddy Raam, Schauspieler: Manoj Bajpayee, Priyanka Bose, Deepak Dobriyal

Termine

Fr 16.02. | 16:30 | Akademie der Künste
Sa 17.02. | 09:00 | Zoo Palast 1 | Vorführung in Dolby Atmos
So 18.02. | 13:00 | Cubix 7
So 18.02. | 13:00 | Cubix 8
So 18.02. | 17:00 | Neue Kammerspiele (Kleinmachnow) | Berlinale Goes Kiez
Sa 24.02. | 12:30 | Colosseum 1

Manoj Bajpayee in THE FABLE (Bild: © Prspctvs Productions)

IN THE BELLY OF THE TIGER

Forum | Weltpremiere

von Siddartha Jatla | mit Lawrence Francis, Poonam Tiwari, Sorabh Jaiswar, Jyoti, Sonali

In einem indischen Dorf treibt ein Tiger sein Unwesen. Es kommt gehäuft zu Todesfällen, das Tier aber ist geschützt und darf nicht gejagt werden. Die Bauern verlangen von der Regierung Schmerzensgeld und bekommen es. Das Leben des Tigers ist nun mehr wert als ihr eigenes. Ein älteres Paar, Bhagole und Prabhata, eben erst mit dem Sohn und den beiden Enkelinnen in das Dorf zurückgekehrt, besitzt nur noch Haus und Bullen; das Land haben sie verkauft, um ihr Glück in der Stadt zu versuchen. Das einzige Tauschobjekt bleibt ihre Arbeitskraft, was sie wie alle anderen im Dorf erpressbar macht. Der Film zeigt den Teufelskreis der Ausbeutung in der örtlichen Ziegelfabrik unmissverständlich, nimmt sich aber auch Zeit für die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander und lässt sie ihre Vorstellungen von Wert und Gegenwert entwickeln, bis sich diese in einer verzweifelten Nacht zur Entscheidung zuspitzen: Kann die Familie ihrem Schicksal entkommen, wenn einer von ihnen sein Leben „investiert“? Zwischen einer realen Begebenheit und den magischen Lotosblüten aus dem Bauch des Lord Vishnu spannt Siddartha Jatla mit In the Belly of a Tiger eine ergreifende Kapitalismuskritik auf.

Sollen anreisen: Regisseur Jatla Siddartha, Fang Li, Sarada Vemuri von der Produktion und Schauspielerin Amanda Mooney

Termine

So 18.02. | 21:00 | Delphi Filmpalast
Mo 19.02. | 16:00 | Cubix 7
Do 22.02. | 10:00 | Arsenal 1
Fr 23.02. | 21:00 |Delphi Filmpalast

Pooja Pallavi in IN THE BELLY OF THE TIGER

KOTTUKKAALI

Forum | Weltpremiere

von Vinothraj PS | mit Soori Muthuchamy, Anna Ben

Zwei indische Familien planen die Hochzeit von Tochter Meena und Sohn Pandi. Das Problem: Meena liebt einen anderen, der dazu noch zu einer niederen Kaste gehört. Der Film beginnt, als alles schon gesagt ist und der Wille der Familie an Meena abgleitet. Sie ist in ein monumentales Schweigen verfallen. Für diesen Zustand findet ihre Familie nur eine logische Erklärung: Meena muss von Dämonen besessen sein. Sind die erst einmal ausgetrieben, steht dem Glück nichts mehr im Weg. Also macht sich der schnatternd-knatternde Doppelfamilien-Tross auf die Reise zu einem, der Dämonen austreibt. Es ist eine finstere Erzählung, die nach und nach am Wegesrand auftaucht. Mit allen Sinnen und mit scharfem Witz zeichnet Kottukkaali die Stationen der vermeintlich rechtschaffenen Gewalt der Familien Meena gegenüber unerbittlich nach. Immer wieder zeigt der Film, wie körperlich die Ordnung der Verhältnisse ist. Moral, Aberglaube und Misogynie sind nicht zu trennen. Wer hier wen besitzt, scheint seit Menschengedenken ausgemachte Sache zu sein. Erst als Pandi versteht, dass die Magie keine Macht über Meena hat, sondern nur über ihn, zerfällt die „natürliche Ordnung“. Folklorefrei, hart und ganz nah.

Sollen anreisen: Regisseur Vinothraj PS, die Schauspielerinnen Anna Ben und Soori Muthuchamy, diverse Leute vom Produktions-Team und von der Crew: Sivakarthikeyan Doss (P), Kalai Arasu Parimalam (P), Ganesh Siva Shanmuga Vadivel (E), Surendar Gobhalakannou (SD), Alagiakoothan Selvappalam (SD), Sakthivel Balu (DoP)

Termine

Fr 16.02. | 18:00 | Delphi Filmpalast
So 18.02. | 22:00 | Akademie der Künste
Mo 19.02. | 21:30 | Arsenal 1
Di 20.02. | 21:00 | Kino Betonhalle@Silent Green
So 25.02. | 21:00 | HKW 2 – Safi Faye Saal

O SEEKER

Forum Expanded | Weltpremiere

Jeden Abend, beim Einschlafen, stellt sich eine junge Frau ihren Ängsten und Sorgen um die menschliche Existenz, die Nachrichten und den Kosmos. Die Angst besucht sie wie ein effizienter Briefträger, der verwirrende und beängstigende Briefe bringt, in denen sie immer wieder auf dieselben Charaktere trifft: einen bekümmerten Wissenschaftler, eine doppelköpfige Schlange, eine vierhändige Tänzerin und einen erfolglosen Magier, der auf mysteriöse Weise erscheint und verschwindet. Mittendrin findet ein Zirkus statt – Artist*innen hechten, drehen sich und wirbeln in glitzernden Kostümen. Über allem schwebt eine Frage: „Wo sind wir? Hier, wo wir mit unseren Füßen über den festen Boden laufen? Oder dort, wo alles im grenzenlosen Fluss ist?“
Während die Welt sich langsam von einer Pandemie erholt, nimmt O Seeker die Beziehung zwischen Wissenschaft, Politik, Spiritualität und Aberglaube in Indien in den Blick. Aus Gesprächen über Trauer, Verlust und reale wie erdachte Ereignisse webt der Film ein Puzzle unbeantworteter Fragen.

Soll anreisen: Regisseurin Gavati Wad

Termine

THE GIRL WHO LIVED IN THE LOO

Generation 14plus | Weltpremiere | Kurzfilm

von Subarna Dash | mit Sneha Das, Pratyusha Mitra

Ein zehnjähriges Mädchen hat seinen Zufluchtsort – das Badezimmer – als ultimative Lösung für alle Probleme entdeckt. Sie isst auf dem Klo, spielt auf dem Klo, und wenn sie dürfte, würde sie dort auch schlafen. Die Reise durch das Leben, von einem Badezimmer zum nächsten, bleibt ruhig und sicher, aber auch etwas einsam. Je größer sie wird, desto enger scheint ihre Welt zu werden. Schließlich kommt sie zu der Einsicht, dass ihr treuer Begleiter, das Klo, nicht all ihre Bedürfnisse erfüllt. So sehr sie ihren Rückzugsraum auch liebt, sie erkennt, dass sie dort nicht mehr lange bleiben kann. Sie lernt, aus ihrer Komfortzone herauszutreten, über ihre vertrauten Grenzen hinauszugehen, die Hand auszustrecken und um Hilfe zu bitten.

Soll anreisen: Regisseurin und Produzentin Subarna Dash